Ein Minarett auf der Jakobikirche? - "Soweit kommt es noch!" werden Sie denken. Wer die letzte Freie Presse des letzten Jahres durchsah, entdeckte diesen Vorschlag neben einigen anderen, die der Sperk ironischerweise vorschlug. Er verlieh zum Schluss seiner Ideen seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Förderverein es schaffen werde, den Turm zu retten. 

Damit sprach der Sperk aber auch etwas für uns Selbstverständliches an: Die Jakobikirche gehört mit ihren zwei Türmen zu Oelsnitz, wie das Schloss oder auch das Rathaus oder auch die Talsperre. Egal von wo man kommt, die Türme sieht man schon von weitem. Ist man mit Kindern unterwegs wird von diesen oft geschaut, an welcher Stelle der Straße die Türme hintereinanderstehen, sodass nur einer zu sehen ist. 

Mit unserer Berichterstattung haben wir Befürchtungen innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde geweckt. Das war Absicht! Denn wenn die Kirchtürme selbstverständlich zu Oelsnitz gehören und sich viele die Silhouette von Oelsnitz nicht anders vorstellen können, dann müssen wir das Vorhaben alle zusammen angehen. Es ist dann nicht nur eine Aufgabe der Kirchgemeinde, auch wenn die Kirche in erster Linie der Kirchgemeinde als Ort, an dem Gottesdienste gefeiert werden, dient. Dafür ist sie schließlich auch gebaut worden.

Darüber hinaus hat sie auch Bedeutung als Kulturstätte für musikalische Aufführungen. Sie ist ein Symbol für den christlichen Glauben. Aber genauso ist sie ein Symbol unserer Traditionen und unserer Geschichte. Denn: Wer nicht weiß, wo er herkommt, kann auch nicht wissen, wo er hinwill. Nach diesem Motto sollten wir uns immer wieder bewusst sein, wo wir herkommen, was die Altvorderen sich dachten, als sie unsere Kultur so prägten, wie sie sie prägten. Und wir müssen uns klar werden, was dies für uns bedeutet. Ist es angezeigt, die Kultur über Bord zu werfen, weil sie nicht mehr zeitgemäß ist und wir heute damit nichts mehr anfangen können? Meiner Auffassung nach nicht. 

Deshalb bin ich sehr dankbar, dass sich augenscheinlich doch sehr viele mit der Jakobikirche in Oelsnitz identifizieren, auch wenn sie nicht zur Kirchgemeinde gehören. 

Aus diesem, Grunde hat sich ein Kreis von Interessenten zusammengefunden, der einen Förderverein zum Erhalt des Nordturms der Jakobikirche gründen möchte. Der Verein wurde bewusst nicht vom Kirchenvorstand oder vom Ortsausschuss initiiert, sondern von Mitgliedern unserer Stadtgesellschaft, deren Teil die Kirchgemeinde ist. Er steht allen Oelsnitzern und Freunden der Jakobikirche offen.

Die Kirchgemeinde wird selbstverständlich dabei sein. Am Donnerstag, den 8. Februar 2024 findet um 19 Uhr in der Katharinenkirche die Gründungsversammlung statt. Jeder, dem die Jakobikirche und damit der Erhalt des Nordturms ein Anliegen ist, ist herzlich eingeladen, den Verein mit zu gründen oder Mitglied zu werden. Wir treffen uns im Kirchenraum der Katharinenkirche. Da ist genügend Platz für alle. 

Die Vereinsgründung ist erst der Anfang eines langen Weges. Wir haben bewusst sehr zeitig informiert, was ansteht, um genügend Zeit zu haben, die Dinge in Ruhe und geordnet anzugehen. Nach der Notsicherung geht es an die Planung und die Suche nach Fördermitteln und weiteren Finanzierungsmöglichkeiten. Auch die Abstimmung mit dem Denkmalschutz ist notwendig. Aufgrund der derzeitigen Situation ist es sicher nicht schlecht, wenn wir nicht zu sonderlicher Eile gezwungen sind, sondern einen Schritt nach dem anderen tun können. 

Aber ich bin überzeugt, dass wir es gemeinsam schaffen, den Nordturm und damit die Jakobikirche in ihrem Erscheinungsbild zu erhalten, und freue mich auf eine rege Unterstützung durch die Oelsnitzer und die Freunde und Liebhaber der Jakobikirche.